ZHH-Umfrage zur Situation im Hartwarenhandel in Zeiten der Corona- Krise
Düsseldorf, 23.06.2020 – Die dritte Umfrage des Zentralverband Hartwarenhandel e.V. (ZHH) zur Situation im Hartwarenhandel in der Corona- Krise signalisiert, dass nun auch der Produktionsverbindungshandel (PVH) die Folgen der Corona-Krise zu spüren bekommt. Zwar konnten die Umsätze im Mai gegenüber dem April weitestgehend stabil gehalten werden, doch müssen im Vergleich zum April 2019 teilweise empfindliche Rückgänge verzeichnet werden.
Hingegen profitiert der Hartwareneinzelhandel weiterhin von den Lockerungen der behördlichen Maßnahmen und der schrittweisen „Normalisierung“ des öffentlichen Lebens.
Trotz allem bleibt die Lage unübersichtlich mit starken regionalen und sortimentsbedingten Unterschieden. Die Beeinträchtigungen der Warenversorgung nehmen weiter zu. Für Juni rechnen sowohl der PVH als auch der Hartwaren-Einzelhandel mit einer Umsatzentwicklung auf Vorjahresniveau.
Situationsbeurteilung des PVH*
Die Umsatzentwicklung im Mai wird von 60% der befragten PVH-Unternehmen als schlechter (bis 5% Rückgang), viel schlechter (mehr als 5% Rückgang) oder sehr viel schlechter (mehr als 10% Rückgang) als im Vorjahresmonat bewertet. Dies ist nunmehr der zweite Monat in Folge, in dem gegenüber den (guten) Vorjahresmonaten empfindliche Verluste zu verzeichnen waren. Im März konnte der PVH im Durchschnitt noch ein mittleres einstelliges Wachstum erwirtschaften und auch das erste Quartal ist insgesamt erfreulich verlaufen. Immerhin ein Drittel der PVH ́ler verzeichnet aber immer noch eine gleichbleibende und 5% sogar eine bessere (bis 5% Zuwachs) Umsatzentwicklung als im Mai 2019 (Grafik Seite 3). Diese Entwicklung deckt sich mit den Berichten aus dem verarbeitenden Gewerbe, die signalisieren, dass Auftragsüberhänge aus dem Vorjahr weitestgehend abgebaut wurden, Nachfolgeaufträge aber merklich abgeflacht sind. Letzteres dürfte vor allem auf die sinkende Investitionsbereitschaft in der Industrie und der öffentlichen Hand zurückzuführen sein.
Die Zahlungsmoral und eingehende Auftragsstornierungen von Seiten der gewerblichen Kundschaft werden nach wie vor von einer großen Mehrheit als unauffällig bewertet. Die Warenversorgung durch die Hauptlieferanten verschlechtert sich hingegen weiter. So gaben mittlerweile zwei Drittel der Unternehmen an, mindestens teilweise von Lieferengpässen betroffen zu sein (April: 48%, März: 43% – Grafik Seite 4). Hiervon betroffen sind primär Importwaren sowie Produkte für den Arbeits- und Infektionsschutz/Ladenbau.
Situationsbeurteilung des Hartwareneinzelhandels
Der stationäre Facheinzelhandel spürt eine erfreuliche Solidarisierung der Endverbraucher mit dem lokalen Fachhandel, was sich in einer gesteigerten Bereitschaft zur Investition in hochpreisige Produkte, einer in vielen Regionen wieder erfreulichen Kundenfrequenz und einer deutlichen Abnahme von Preisdiskussionen spiegelt. Insbesondere steigt die Investitionsbereitschaft bei Sortimenten, die im Eigenheim und im Garten Verwendung finden. Denn viele Endverbraucher haben verstärkt ihr direktes Umfeld in den Blick genommen. Entsprechende Effekte bejahten jeweils fast die Hälfte der befragten Facheinzelhändler. Aufgrund seiner differenzierten Sortimentsstruktur sowie regionaler Unterschiede musste jedoch ein Drittel der Hartwarenhändler auch im Mai 2020 Verluste gegenüber dem Vormonat hinnehmen. Gegenüber Mai 2019 sogar fast 40% der Befragten. Doch sehr erfreulich: Über 50% verzeichneten wieder ein teilweise deutliches Umsatzplus verglichen zum April und zum Mai des Vorjahres. Dies kann unter dem Gesichtspunkt, dass bei der vorherigen Befragung im April noch über 60% der teilnehmenden Fachhändler mit langfristigen Umsatzrückgängen gerechnet.
haben, durchaus als erfreuliches Signal in der Corona-Krise gewertet werden. Die Auftragslage im Werkstattgeschäft sowie bei Montagen und Dienstleistungen ist auf Vorjahresniveau. Für Juni rechnen sogar fast zwei Drittel der Fachhändler mit einer gleichbleibenden oder besseren Entwicklung als im Mai.
Von Lieferengpässen der Hauptlieferanten berichten mittlerweile 81% der Facheinzelhändler (April: 79%, März: 45% – Grafik Seite 5). Ähnlich wie im PVH ziehen sich die Störungen in der Warenversorgung durch zahlreiche Sortimente.
„Der Facheinzelhandel kann seinen hoffnungsvollen Weg, der sich teilweise schon im April abzeichnete, fortsetzen. Die positive Tendenz aus dem Vormonat verfestigt sich und gibt Hoffnung für die nächsten Monate.“, erläutert Thomas Dammann, Hauptgeschäftsführer des ZHH, „Im PVH muss mit schwierigen Monaten in der zweiten Jahreshälfte gerechnet werden, wenn durch die umfangreichen konjunkturellen Maßnahmen von Bund, Ländern und EU die Nachfragen nicht wieder anziehen. Die nächsten Monate werden es zeigen.“
Der Zentralverband Hartwarenhandel e.V. (ZHH) ist seit mehr als 120 Jahren die Branchenvertretung des mittelständischen Hartwarenfachhandels, der sich aus Facheinzelhandel und Produktionsverbindungshandel (PVH) zusammensetzt. Hartwaren ist der Sammelbegriff für eine Vielzahl von Waren und Warengruppen, worunter vor allem die Sortimente Eisenwaren, Werkzeug, Beschläge, Bauelemente, Sicherheitstechnik, Motorgeräte, Haushaltswaren, Heimwerkerbedarf, Einbauküchen sowie Haushaltsgroß- und Elektrokleingeräte fallen. Die verschiedenen Sortimente werden im ZHH durch Arbeitskreise und Verbände vertreten. Als Branchenverband ist der ZHH der Förderung des mittelständischen Handels verpflichtet. Im Rahmen der Spitzenverbände vertritt er die fachlichen Interessen des Hartwarenhandels und ist im internationalen Kontext in der International Federation of Hardware and Housewares Association (IHA) aktiv.
*Als PVH wird eine eine Großhandelsform bezeichnet, die zwei unterschiedliche Produktionsstufen der industriellen Wertschöpfungskette verbindet.